Bitte Lächeln! Punkt, Punkt, Komma Strich: Von den T-Shirts der [19]70er Jahre über die Acid-House-Scene der [19]80er bis zu den Emoticons der [19]90er sorgte der 'Smiley' für Fröhlichkeit. Zur Erinnerung an Harvey Ball, der das Emblem für eine 'Freundschaftsoffensive' ins Leben rief:

Immer lächeln: Zur Erinnerung an Harvey Ball, Erfinder des 'Smiley'

Harvey Ball

Versicherungen bieten selten etwas zum Lachen. Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass das weltweit bekannte Symbol der guten Laune, der Smiley, seine Wurzeln in der schwierigen Fusion zweier US-Versicherungen hat.

Von den T-Shirts der frühen [19]70er Jahre über die Acid-House-Szene der späten [19]80er bis zu dem schlichten Emoticon :-) der E-Mail-Sprache der [19]90er sorgte der Smiley für Fröhlichkeit.

Begonnen hatte alles 1963, als die State Mutual Life Assurance aus Worcester, Massachusetts die Firma Guarantee Mutual aus Ohio kaufte. Intern sorgte die Übernahme für schlechte Stimmung. Deshalb beschloss die Geschäftsführung der State Mutual, eine 'Freundschaftsoffensive' zu starten. Um dieser eine gewisse Form zu verleihen, wandte man sich an Harvey Ross Ball, einen Grafiker aus Worcester, mit der Bitte, ob er nicht etwas mit einem Lächeln herzaubern könnte.

Ball legte los. Zuerst zeichnete er einen lächelnden Mund. Damit unzufriedene Mitarbeiter nicht im Handumdrehen aus einem Lächeln einen Schmollmund machen konnten, fügte er die Augen hinzu. Gelb, die Farbe der Sonne, sollte die Botschaft der Fröhlichkeit unterstreichen. Alles in allem dauerte die Arbeit zehn Minuten.

US Post

Das Resultat wurde auf Buttons aufgetragen und an Mitarbeiter und Kunden verteilt. Die Resonanz war so gut, dass schnell die ersten Nachbestellungen eingingen. Es dauerte nicht lange, bis der Smiley aus der Versicherungswelt ausbrach und die Pop-Kultur erfasste.

Bereits 1970 gab es schätzungsweise mehr als 50 Millionen Smiley-Buttons. Außerdem stand das Emblem auf Bechern, T-Shirts und Stickern. "Auf einmal guckte ich mich um und sagte: 'Um Gottes Willen, der Smiley ist überall.'", erinnerte sich Ball später.

Laut Umfragen ist für Amerikaner der Smiley das Symbol der [19]70er Jahre - noch vor Disko und Sesamstraße. Offizielle Anerkennung bekam das Lächeln 1999, als die US-Bundespost eine Smiley-Briefmarke herausgab.

Ball war stolz auf den Erfolg seines Emblems. Niemals in der Geschichte der Menschheit hat ein Stück Kunst, so einfach und mit einer so positiven Botschaft, so viele Menschen erreicht. Für ihn stand aber hinter dem Lächeln auch ein Stück Lebensphilosophie, die er später durch den 'World Smile Day' propagierte, den er 1999 ins Leben rief. Die Botschaft war simpel: Ermutige andere zu guten Taten; bringe einen Menschen zum Lächeln.

SMILE!

Dieses einfache Motto beruhte zum Teil auf seiner eigenen Lebenserfahrung. Die Welt außerhalb seiner Geburtsstadt Worcester, wo er auch die Kunstschule besuchte, lernte Ball durch den Zweiten Weltkrieg kennen. Bei einem japanischen Mörserangriff in Okinawa starben einige Meter von Ball entfernt drei seiner Kameraden. Danach lernte er jeden Tag 'wie ein Geschenk' zu betrachten.

Als seine Kreatur die Welt eroberte, blieb Ball stets ein bodenständiger Grafiker, der zusammen mit seiner Frau Winifried eine Familie mit vier Kindern großzog und seiner kleinen Heimatstadt treu blieb. "Hey - ich kann immer nur ein Steak auf einmal essen, nur ein Auto auf einmal fahren", sagte er. Dass sich seine Firma an der Main Street in Worcester befand, rundet dieses Bild der mittelständischen Normalität ab.

Aber auch der bescheidene Ball echauffierte sich darüber, wenn jemand versuchte, aus seinem Smiley Profit zu schlagen, oder sogar behauptete, das Emblem selbst erfunden zu haben. Besonderen Anstoß nahm er an einem französischen Unternehmer, der den Smiley in 75 Länder als Markenzeichen eintragen ließ und jedem, der ohne seine Erlaubnis das Lächeln benutzte, mit dem Anwalt drohte. Ball, der am 12. April 2001 im Alter von 79 Jahre starb, hat das Emblem nie als Marke schützen lassen. Seine gesamten Einnahmen für den Entwurf des Smiley betrugen nur 45 Dollar :-(

[Quelle: FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND (Freitag, 20. April 2001)]